Godula - Wolfgang Giese - rocktimes.de (GER)

fotka

Für deutsche Ohren eher ungewöhnliche Klänge erreichen diese, im Allgemeinen durch eine Folklore, wie man sie hier weniger kennt, im Allgemeinen und im Besonderen durch die fremde Sprache. Denn diese Band stammt aus Mähren/Tschechien.
Doch nicht nur Elemente des Folks, also alten Liedguts, sondern auch Modernes wird verarbeitet, seien es Rock oder auch Jazz. Ach, heute geht das ja ganz einfach: Einfach aufziehen, die Schublade 'Weltmusik', hinein damit, und fertig ist die Angelegenheit.
Doch, ich glaube ganz so einfach ist das nicht. Im Kern ist das manchmal durchaus Rock, nur, dass er mit akustischen Instrumenten gespielt wird. Und immer dann, wenn eine Querflöte zum Einsatz kommt, ist Jethro Tull nicht unbedingt weit entfernt. Fremdartig dürfte es all' denen auch nicht sein, die sich mit keltischer Musik auseinandergesetzt haben - diese etwas anderen als die gewohnten Tonfolgen findet man auch wieder. Genau wie Elemente anderer Folklore: so werde ich ab und zu auch einmal an Musik verschiedener Volksstämme aus dem hohen skandinavischen Norden erinnert.
Track drei ist purer Folk Rock, der richtig gut abgeht mit seinem Fiddlearrangement, doch es ist eben auch die Sprache, die dieses gewisse Maß an Fremdartigkeit ausstrahlt. Ansonsten könnte dieser Titel auch z.B. von den Horslips gespielt werden. Neben Fiddle und Flöten hört man auch Mandolinen und Maulharfe und einige andere, wohl in der Heimat der Band heimische Instrumente, und all das zusammen ergibt eine abenteuerliche Mischung. Abenteuerlich darum, weil diese Musik für die Meisten unter uns eine Art 'Entdeckungsreise' darstellen dürfte.
Eine Feststellung geht mir ganz leicht von der Hand: Die Musiker spielen absolut professionell und aufeinander eingespielt. Jeder Break sitzt, jeder, der Musik eigenen Wechsel innerhalb der einzelnen Stücke wird perfekt und lässig ausgeführt, man spürt eine unglaubliche 'Elastizität', da wirkt nichts steif oder bemüht, so dass sehr viel Lebendigkeit und Spielfreude ausgestrahlt wird und die Musik z.B. auf dem 'Tanz-und Folkfestival Rudolstadt' wahre Begeisterungsstürme entfachen könnte.
Auf Ungewöhnliches trifft man zwischendurch immer wieder, so auf Titel Nummer fünf, wo sich neben den rhythmusgebenden Trommeln und dem schon fast an Sprechgesang anmutenden Vokalvortrag hypnotische Backgroundvocals behaupten und durch den repititiven Charakter diesen Song bestimmen - sehr interessant. Diese Ausrichtung ist mir bspw.von schwedischen Folkbands bekannt.
Stark, wie sich die Stimmungen innerhalb der Platte abwechseln: Folk, Rock, Popmusik, mal mehr, mal weniger zugänglich, aber immer wird man hineingesaugt in diese fremde Welt der Töne. Ich höre gern zu und bin bereit, immer neue Nuancen zu entdecken.
Der Leader der Band, Kočko, hat sich übrigens auch schon mit Projekten im Metal-Bereich beschäftigt, so dass man davon ausgehen kann, dass sich auch solche Elemente ansatzweise in diese Musik eingeschlichen haben. So melden sich dann auch die E-Gitarren bei Titel Elf und Zwölf kräftig zu Wort, zusammen mit einheimischen Zimbeln, ein echt starkes Stück!!!
Was (mir) bleibt, ist letztlich der Hauch von Fremdartigkeit, ein Indiz dafür, dass man zu oft in musikalischen Grenzen denkt und ruhig einmal wagen sollte, auch grenzüberschreitend zu denken. Wenn wir das geschafft haben, dann hätten wir wahre 'World Music', nicht wahr?

 Wolfgang Giese

http://www.rocktimes.de/gesamt/k/tomas_kocko/godula.html




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